eingeschneites Fahrrad

Leeze im Winterschlaf © Peter Wolter

Winter und Fahrradfahren in Münster

„Einen Winter gibt es doch gar nicht mehr, daher sollten wir unserer Radtouren doch den ganzen Winter hindurch anbieten“, sagte mir erst unlängst ein langjähriges ADFC Mitglied. Und dann kam Sonntag der 7. Februar und Schneefall bis Dienstag.

Mit rund 40 cm Schnee, in Verwehungen bis 100 cm, lief am Dienstagmorgen fast nichts mehr.
Keine Busse, kein Zug auf den Nebenstrecken, keine Taxen, Autos waren im Schnee eingegraben, sogar Räumfahrzeuge blieben stecken und was war mit der Leeze los? Die Radwege hier in Mauritz am Schiffahrter Damm, wurden am Sonntagvormittag von einem Schneeräumfahrzeug für Radwege größtenteils einmal geräumt. Doch dabei blieb es dann bis Freitag. Ergebnis: Mit der Leeze waren nur die angstfreien Radler:innen unterwegs.

Am Freitag bin ich dann mit meinem Faltpedelec (20°) über Poetterhook, Diekstraße und Bohlweg zur Promenade/Stadtmitte und wieder zurück. Ergebnis: Schön ist anders! Als ich mich mühsam auf dem Radweg am Bohlweg entlang quälte, sah ich auf der Fahrbahn eine junge Frau couragiert mit der Gazelle auf der Fahrbahn fahren. Ihr gleich, wechselte ich auch auf die Fahrbahn und es ging wesentlich flotter des Weges! Wichtig nur: Lenker fest im Griff und in Kurven weniger als schritt fahren. Die wenigen Autofahrer hatten sich gut auf uns Fahrradfahrenden eingestellt.

Nach diesem Abenteuer fragte ich in der Fachgruppe Radverkehr in die Runde, wie es ihnen so ergangen sei mit dem Rad und dem Schnee in ihren Stadtteilen?

Auf solche Wetterextreme hat sich die Stadt im Klimawandel besser einzustellen!

 

 

Hier einige Antworten:

In der Innenstadt und im Westen / Uni-Klinik / Sentrup sind Radwege bis heute Mittag am Donnerstag nicht erkennbar geräumt worden. Sie sind nicht schnee- und eisfrei und somit nicht befahrbar. Die Aussage der AWM, dass das gesamte Radwegenetz bereits mehrfach bedient worden wäre (WN, 11.02.2021), ist nicht nachvollziehbar. Aufgrund der Schneemengen, den damit zusammenhängenden Platzprobleme und dem Hin- und Herschaufeln (Anwohner schaufeln die Gehwege frei, AWM die Fahrbahnen), haben die Radwege wohl das Nachsehen.

Aber auch die Promenade wurde erst heute morgen soweit geräumt, dass sich zwei Radfahrende begegnen können. Dieser freien Streifen wurde dankbar von Spaziergänger*innen, Radfahrenden und Jogger*innen angenommen. Ungehindertes Radfahren ist also immer noch nicht möglich, es nehmen aber alle Rücksicht aufeinander. Die Hauptstraßen sind seit heute zunehmend eisfrei, so dass sie mit Fahrrädern gut befahren werden können. Dort, wo noch Eisplacken auf der Fahrbahn vorhanden sind (z. B. auf der Hüfferstraße) ist natürlich äußerste Vorsicht geboten.

Insgesamt ist das Verhalten der Autofahrenden rücksichtsvoll und die Kfz-Fahrgeschwindigkeit wegen diverser Störungen langsam. Der Radverkehr kann auf der Fahrbahn gut mithalten - für Münsteraner*innen allerdings ungewohnt. Es gibt aber einen schönen, "Vorgeschmack" auf zukünftiges, zügiges Fahrbahnfahren, wenn die Radwegebenutzungspflicht aufgehoben wird. So verspricht es jedenfalls der Koalitionsvertrag der neuen grün-rot-violetten Koaliton für viele Straßen. Soweit meine winterlichen Verkehrseindrücke. 

Hans-Günter Ockenfels

Promenade erst am Donnerstag (Dienstag letzter Schnee) geräumt?

Nachdem weder Dienstag noch Mittwoch ein Zug fuhr habe ich mich Mittwochmittag mit dem Rad nach Ahlen aufgemacht. In Hiltrup-Ost war von Räumen bis Mittwochmittag nix zu sehen, der Radweg zum Albersloher Weg am Osttor "unsichtbar", ebenso natürlich die Radwege in Zuständigkeit Landesbetrieb über Albersloh / Sendenhorst.

Kann bestätigen, dass Fahren auf der Fahrbahn auch auf der Landstraße toleriert wurde (waren aber auch kaum KFZ unterwegs). Wobei die Straße am Mittwochmittag nur bis Sendenhorst Ortseingang schnee- und eisfrei war.

Ansonsten scheint die Vokabel "abstumpfende Mittel" unbekannt zu sein. In Ahlen schieben sie den Schnee auf der Straße platt, sodass ein KFZ vorsichtig fahren kann, per Rad auf der Straße ist ungefähr wie auf zugefrorenem Aasee, bloß nicht so eben. Manche Hausbesitzer kommen ihren Räum- und Streupflichten nach, sodass man auf einigen Gehwegabschnitten vorsichtig fahren kann.

Martin Kamps

Im Westen sieht es mies aus. Sonntag wurde mal ansatzweise geräumt, aber längst nicht intensiv genug, um Radfahrern zu können. Nach dem erneuten Schneefall passierte anscheinend nichts mehr. Ich bin heute morgen am Donnerstag ganz frech auf der Fahrbahn auf dem Ring vom Coesfelder Kreuz bis Steinfurter Straße gefahren, wollte eigentlich noch weiter, hatte dann aber einen Platten. Was will mir das sagen?

Udo Puteanus

Wir sollten beachten, dass ca. 40 cm Schnee plus zusätzliche Verwehungen  schon sehr ungewöhnlich für Münster sind und  deshalb müssen die Schwierigkeiten aus meiner Sicht auch nicht so gelungen schnell gelöst werden. zumindest die Innenstadtradwege wurden in den letzten Jahren systematisch und schneller befahrbar gemacht als in vielen Jahrzehnten vorher.

Elmar Post

Als Fazit: Drei Wünsche:

  1.  Für die Zukunft an die AWM, da wir mit diesen Wetterkapriolen im Zeichen des Klimawandels immer öfter rechnen müssen, zwei oder drei bessere Schneeräumfahrzeuge für Radwege mehr anzuschaffen, um damit die Radwege künftig schneller räumen zu können. Siehe Beispiel Ingolstadt:
  2. Für die AWM mit ihren Müllfahrzeugen und den Busbetrieben der Stadtwerke wünsche ich mir weniger parkende Autos im öffentlichen Raum, denn dort stehen sie gerade bei Schnee nochmals mehr im Wege als sonst schon. So konnten die Busse fast drei Tage nicht fahren, weil die Wendeplätze mit Fahrzeugen und Schnee nicht befahrbar waren. Die Hammer Straße wurde mit Blech und Schnee links und rechts zur Einbahnstraße für Busse.
  3. Die Stadt nimmt endlich Parkgebühren für Autos im öffentlichen Raum in einer solchen Höhe, dass die Besitzer wieder ihre Autos in ihre Garagen oder Stellplatz fahren und nicht aus purer Bequemlichkeit direkt vor der Türe abstellen. So war oft zu beobachten, wie einige wie selbstverständlich, wenn sie wegfuhren, dann dort eine Mülltonne als Platzhalter platzierten, als wäre die Fläche Privateigentum. Diese egoistische Unkultur gilt es zu unterbinden!

Peter Wolter

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