Der Verkehrsversuch am Bült darf nicht verschoben werden!

Der Verkehrsversuch auf der 1. Nordtangente, das ist der Straßenzug vom Mauritztor zum Neutor, (also zwischen Warendorfer Straße und Schlossplatz) soll nicht wie bisher beschlossen ab Frühjahr 2024, sondern frühestens 2026 durchgeführt werden.

Abschnitt der ersten Nordtangente
Abschnitt der ersten Nordtangente © Hans-Günter Ockenfels

Grund sind marode Trinkwasserleitungen an der Weseler Straße. Die Stadt empfiehlt erst nach deren Sanierung den Verkehrsversuch zu starten. Ihrer Ansicht nach werden die Kfz-Belastungen zu Spitzenzeiten auf bestimmten Straßen im Stadtgebiet zu groß. Dafür hat die Stadt Verkehrssimulationen ausgewertet.

Wir halten den Verkehrsversuch allerdings für dringlich. Insbesondere der Busverkehr auf der Nordtangente soll gefördert und das Martiniviertel attraktiver werden.

Anders als die Stadt halten wir eine Kombination der Maßnahmen für möglich und meinen, dass die Verkehrssimulation ganzheitlicher betrachtet werden müsste.

1. Sie berücksichtigt nicht, dass Menschen auf Verkehrsmittel umsteigen, wenn sie mit denen schneller ans Ziel kommen als mit dem Auto. Das kann natürlich nicht jeder, aber die Verlagerungseffekte sind nicht unbedeutend.

2. Berücksichtigt wurde auch nicht, dass unter diesen Umständen Verkehr erst gar nicht zustande kommen könnte. Manche Menschen verzichten einfach auf einen Weg, wenn es zu lange dauert. Das nennt man „traffic evaporation“. Verkehr verpufft irgendwie. Das hat zuletzt die Auswertung von Verkehrsuntersuchungen im Zusammenhang mit der Baumaßnahme an der Bergstraße bestätigt. Demnach war die Kfz-Belastung im übrigen Stadtgebiet wesentlich weniger hoch, wie in der vor Beginn der Baumaßnahme gemachten Simulation angenommen wurde.

Wir meinen also, dass die Kfz-Belastungen nicht so hoch werden wie die Stadt erwartet, und dass beide Maßnahmen kombiniert werden können. Mehr noch, wir meinen, dass gerade wegen der Baustelle an der Weseler Straße der Verkehrsversuch gemacht werden sollte, damit endlich eine klimarelevante Kfz-Verkehrsverlagerung für einen größeren Teil der Innenstadt erprobt werden kann, die deutlich Platz schafft - Platz für Busspuren auf der Achse Weseler Straße / Steinfurter Straße und auf dem gesamten 1. Ring um die Altstadt, aber auch Platz für Lieferfahrzeuge, Zufußgehende, Radfahrende, Bäume und Grünflächen. Da müssen wir hin, wenn wir unsere Stadt Fahrrad freundlich und klimaresilient machen wollen!

Nicht zuletzt: Die Infrastruktur der Stadt Münster ist generell sanierungsbedürftig. Baumaßnahmen werden uns die kommenden Jahre begleiten. Es gibt also keinen optimalen Zeitpunkt für Verkehrsversuche. Die fortschreitenden Klimaveränderungen lassen ein Aufschieben von Maßnahmen im Verkehrssektor jedoch nicht mehr zu. Auch aus diesem Grund halten wir die zeitgleiche Ausführung für unbedingt erforderlich, und zwar jetzt!

Hans-Günter Ockenfels

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