Neuer Abteilungsleiter Mobilität Christian Schmelter - ADFC Münsterland

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Münsterland e. V.

Neuer Abteilungsleiter Mobilität Christian Schmelter

Christian Schmelter Dpl. Geograph (Jahrgang 1976), ist seit dem 1. Mai neuer Abteilungsleiter Mobilität im Tiefbauamt der Stadt Münster. Das ist eine wichtige Funktion und daher auch ein wichtiger Anlass für den ADFC Münsterland hier nachzufragen.

Michael Schmelter © Peter Wolter

Daher bat der Leezen-Kurier um ein Gespräch um direkt für seine Leser zu erfahren, wer Herr Schmelter ist, wie er tickt und was er für Ideen hat um die Mobilität zukunftsfähig in Münster zu gestalten.

Danke an Michael Milde dem scheidenden Abteilungsleiter

Zuvor sagt der ADFC DANKE dem scheidenden Abteilungsleiter für Mobilität Michael Milde, der dieses Amt seit vielen Jahren inne hatte und der viel für den Fahrradverkehr bewegt hat. In seiner Zeit fiel u.a. die Einrichtung des wichtigen Fahrradbüros mit fünf Mitarbeiter:innen, die tatkräftig in die Pedale treten. Dazu die Einrichtung einer zweiten Radstation am Hauptbahnhof, das Konzept zur Erstellung von 14 Velorouten in Münster und seinem Umland, sowie die Schaffung neuer Fahrradstraßen (teilweise mit Rotfärbung), die Umstellung vom Waben- auf das Knotenpunktsystem, Einrichtung von 13 Zählstellen (zwei mit Steelen) für Radler, Beteiligung beim STADTRADELN und viele neue Abstellplätze für Räder in der Stadt. In seine Zeit fiel auch die weitestgehende Abschaffung der Radwegebenutzungspflicht, wofür sich der ADFC immer eingesetzt hat.

Wo es viel Licht gibt, gibt es auch Schatten, so lief der großangelegte Versuch zur Vorfahrt der Radler auf der Promenade an der Kanalstraße leider sehr unglücklich und der geplante Flyover über die Weseler Straße zur Bismarckallee ohne rechtzeitige Einbindung der Beteiligten vor die Wand. Auch von den seit Jahren geplanten Velorouten ins Umland ist bis heute keine vollständig umgesetzt.

Wir für Münster - Abteilung für Mobilität

Zurück zum Neuen: Schmelter ist als geborener Münsteraner im Kreuzviertel groß geworden und wen wundert es, seit der Wiege mit der Leeze aufgewachsen. Er studierte in Osnabrück Wirtschafts- und Sozialgeographie und war danach in vielen Bereichen tätig. Unter anderem acht Jahre bei der Deutschen Bahn im Busbereich zuständig für die strategische Linienplanung. Des Weiteren fast vier Jahren bei der Stadt Bielefeld und zuletzt ein Jahr bei der Stadtwerken Hamm (Westf.) jeweils für die Mobilitätsplanung, von wo aus er sich dann auf die Stellenausschreibung in Münster bewarb. Mobilitätsplanung beinhaltet alles, vom zu Fuß gehen, über Radverkehr bis zur Busplanung. In Bielefeld kam dazu auch noch die Planung für die Straßenbahn.

Finden Sie in Münster ein gut bestelltes Feld vor?

„Münster spielt mit einem Fahrradanteil von 47 Prozent bei allen Wegen pro Tag in der ersten Liga bei Städten mit über 300.000 Einwohner. Klar, auch für mich gibt es da noch immer Luft nach oben. Mit dem Masterplan Mobilität Münster 2035+ sind wir da auf gutem Wege. Wir müssen dabei natürlich alle Belange und Nutzer im Auge haben, dennoch zählt unter dem Strich, dass der Straßenraum neu aufgeteilt werden muss zugunsten der Schwächsten im Verkehr. Dies fördert zudem mehr Grün und die Aufenthaltsqualität in der Stadt, was wieder allen und auch den vielen Besuchern unserer Stadt zugute kommt. Übrigens auch den Lieferanten, Handwerkern und Menschen mit Handicap ist eine Stadt mit mehr Platz und weniger Autoverkehr von Vorteil.“

Schmelter weiter: „Mir ist bewusst, dass das nicht immer Konfliktfrei gehen wird, da am Ende, nach Abwägung aller Belange, immer eine Entscheidung steht, die dann umgesetzt werden muss. Da wir eine ausgeprägte Streitkultur haben, wird es immer Menschen geben, die nicht einverstanden sind. Mir ist jedoch wichtig zu betonen, dass wir die Köpfe der meisten Menschen immer versuchen werden zu erreichen und im Beteiligungsprozess mitzunehmen, denn gegen eine Mehrheit wird es keine Verkehrswende geben. Das Auto wird dabei immer ein wichtiger Baustein sein, doch nicht die Lösung aller Verkehrsprobleme in der Stadt. Das Auto steht 23 Stunden am Tag herum und dort vielen im Wege. Diese Autos verhindern somit oft die Wichtige Sichtbeziehung im Verkehr, gerade bei Kindern. Gefährdungen und schlimmer Unfälle sind dann oft die Folge.

Die Verkehrswende gelingt nur mit den Menschen

Wie wollen Sie dahin kommen?

Wir werden daher weiter am Parkraumbewirtschaftungskonzept arbeiten, bei dem Flächen zum Parken zugunsten der Fußgänger und Fahrradfahrenden wegfallen und auch das Parken teurerer werden muss. Stichwort: Anwohnerparken und Quatiers-Parkhäuser. Des Weiteren betreibe ich mit meinen 17 Mitarbeitern auch Aufklärung über diese Themen, so möchte wir künftig u.a. regelmäßig im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche den Menschen Fakten, Daten und Konzepte dazu anbieten.“

Welchen Stellenwert soll der Busverkehr bekommen?

„Bus ist ein wichtiges Stichwort. Leider gibt es in Münster, in einer Stadt dieser Größenordnung, keine Straßenbahn mehr. Eine Straßenbahn ist leider bei der Stadtstruktur nicht mehr im Nachgang zu realisieren. Wir müssen daher alles unternehmen, damit der Bus an den Haupteinfallstraßen eine besondere Busspur bekommt, oder mindestens eine Busvorrangschaltung an den Ampeln. Denn es wird kein Autofahrer den Bus benutzen, wenn er sieht, dass der Bus auch im Stau steht. Die Hauptbuslinien müssen dringend schneller werden.“

Kann die geplante Münsterland S-Bahn eine Lösung sein?

„Sicher wird sie ein wichtiger Baustein im Verkehrskonzept der Stadt und für das Umland sein. Doch die Realisierung der Bahnverkehre liegen leider nicht in unserer Hand. Hier sind wir massiv auf die Zuarbeit der DB angewiesen. Dennoch werden wir alles unternehmen, dies Thema voran zu bringen, denn schließlich liegt Münster wie eine Spinne im Bahnnetz, dieses Potenzial muss weiter gehoben werden.“

Warum ist Münster ihrer Meinung nach Fahrradstadt Nr. 1 in Deutschland?

„Gute Frage, es gibt sicher nicht nur eine Antwort: 1. Der wunderbare und grüne Promenadenring, der die Altstadt mit den angrenzenden Stadtvierteln ideal und schnell verbindet.

2. Die flache Topografie der Stadt. 3. Die 70.000 Studierenden in der Stadt und 4. die über 350 Kilometer Fahrradwege, die oft auch abseits des Verkehrs das Radeln in Münster schnell und angenehm machen. Im Übrigen findet sich dies auch in dem Zeugnis wieder, das die Radler regelmäßig beim ADFC-Fahrradklimatest unserer Stadt ausstellen.“

Letzte und für unsere Leser eine wichtigste Frage: Was macht ein Amt für Mobilität?

In einem Satz! Wir versuchen über die Verkehrswende, also über eine ausgewogene Verhältnismäßigkeit aller Verkehrsarten eine bessere Aufenthalts- und Lebensqualität in die Stadt zu bringen.

Herr Schmelter wir bedanken uns für das informative Gespräch und wünschen Ihnen eine gute Hand und das nötige Stehvermögen bei ihrer anspruchsvollen Arbeit für die Mobilität in unserer Stadt.

Peter Wolter


https://muenster.adfc.de/neuigkeit/neuer-abteilungsleiter-mobilitaet-christian-schmelter

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