Promenade keine öffentliche Verkehrsfläche mehr?
Wenn es nach dem Willen der Stadtverwaltung geht, soll die Promenade am Schlossplatz ihre „Eigenschaft als öffentliche Verkehrsfläche“ verlieren. So steht es im münsterschen Amtsblatt vom 26.01.2024.
„Ja, wo soll denn dann der Radverkehr hin?“, werden sich viele fragen. „Die Promenade ist doch ein wichtiger, wenn nicht DER bedeutendste Verteiler für den Radverkehr in Münster!“
Bei genauerer Betrachtung versteht man, dass die Stadt Münster an der Eigenschaft der Promenade als Rad- und Fußweg nicht rütteln will, schon aber an der rechtlichen Situation, und das liegt an Verträgen, die mit den gewerblichen Händlern des Promenaden-Flohmarkts vereinbart wurden.
Dieser Umstand öffnet allerdings den Blick und macht bewusst, wie oft dieser westliche Promenadenabschnitt zwischen Aasee und Abzweig Münzstraße nicht oder nur sehr eingeschränkt passierbar ist. Neben dem Flohmarkt gibt es den Send, das Turnier der Sieger und eine Vielzahl von kleineren Veranstaltungen. Wie attraktiv wäre es doch, wenn der Radverkehr auch während dieser Veranstaltungen einen tangentialen, durchgehenden und gut ausgebauten Ring zur Verfügung hätte?
Der ADFC schlägt daher eine zusätzliche Fahrradroute im Bereich des Straßenraums „Schlossplatz“ vor, vom Abzweig Münzstraße bis zum Abzweig Promenade am Stadtgraben und darüber hinaus eine ähnlich gut ausgebaute Route bis zur Geiststraße, damit die westlichen Velorouten von Greven, Altenberge, Nottuln/Havixbeck sowie Senden und Ascheberg/Drensteinfurt gut an die Promenade angebunden werden können. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass der Radverkehr bei der Planung nicht isoliert betrachtet wird. Der Streckenverlauf der ehemaligen Bundesstraße von der Weseler Straße über Am Stadtgraben, Schlossplatz bis zur Steinfurter Straße ist geeignet als Hochleistungsachse für den Umweltverbund. Daher sollten bei der Planung auch weitere Maßnahmen berücksichtigt werden, wie z. B. die Schaffung von Busspuren und der radverkehrsgerechte Umbau des Aegidiitors. Die Sanierung der Haupttrinkwasserleitung zw. Aasee und Geiststraße bietet eine Gelegenheit mit der Umgestaltung zu beginnen.
Mit dem Erfolg der 14 Velorouten, die alle auf die Promenade münden und dem damit weiteren Anstieg des Radverkehrs, ist eine leistungsfähige Promenade unabdingbar. Gegebenenfalls werden sogar zusätzliche tangentiale Entlastungsstrecken erforderlich sein, wie z. B. die Nordtangente von der Münzstraße bis zur Mauritzstraße. Wir würden uns freuen, wenn die verantwortlichen Entscheidungsträger diese Anregung aufgreifen würden. Zugegeben, es gehört eine Portion Mut dazu, den Straßenraum derart neu zu denken.
Hans-Günter Ockenfels, Fachgruppe Radverkehr