Superfood oder Bio-Flop - Algenzucht als Landwirtschaftsalternative - ADFC Münsterland

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Münsterland e. V.

Superfood oder Bio-Flop - Algenzucht als Landwirtschaftsalternative

Eine erweiterte Feierabendtour führte zu einem besonderen Ziel: Die Algenzucht des Hofs Averbeck in Vorhelm ist ein Beispiel für innovative Bio-Landwirtschaft. Eine Führung öffnete der großen ADFC-Besuchergruppe die Augen für diese Alternative.

Die Algengewinung ist ein sehr spezieller Landwirtschaftszweig
Interessante Einblicke in die Algengewinnung © Heinz Braunsmann

Superfood aus Deutschland – die Mikroalge Spirulina als landwirtschaftliches Standbein

Ein aufschlussreicher Besuch auf der Algenfarm des Hofs Averbeck in Vorhelm

Schweinezucht, Ackerbau mit Getreide und ein wenig Damwild – bis vor ein paar Jahren entsprach Ulrich Averbergs Hof einem ziemlich klassischen landwirtschaftlichen Betrieb in Deutschland. Dann hörte der gelernte Landwirt aus Ahlen einen Vortrag über Mikroalgen, die vor allem in Asien, aber inzwischen weltweit als Superfood gehandelt werden: „Ich war spontan von der Idee infiziert. Mikroalgen sind wahre Wunderwerke der Inhaltsstoffe: gesund, nachhaltig und regional. Und sie sind ein ganz neuer Markt, den wir uns erschließen können.“ Er überzeugte seine Familie und die Bank, beantragte Genehmigungen und ließ ein 2.480 qm großes Gewächshaus bauen: das neue Zuhause für Millionen von einzelligen Mikroalgen, die auf den wissenschaftlichen Namen Spirulina platensis hören. Dank Erntemaschinen und Trocknungsautomaten läuft die Produktion weitgehend automatisiert ab. Die entstehenden Algenchips können dann vielfältig zu Pulvern oder Zusätzen weiterverarbeitet werden.

Diese innovative Form der Landwirtschaft genauer kennenzulernen, war Grund genug für die Organisation einer erweiterten Feierabendtour der Ortsgruppe Sendenhorst. Angeführt von Tourenleiterin Maria Schäfer machte sich eine 25-köpfige Gruppe auf in das nahegelegene Vorhelm, das auf abgelegenen Radwegen über einen kleinen Umweg durch idyllische Landschaft leicht erreicht wurde.

Am Ziel angelangt, gab Hof-Chefin Judith Averbeck, im Hauptberuf Gymnasiallehrerin für Chemie und Politik, den interessierten ADFC'lern einen informativen Einblick in den Produktionsprozess bei der Algengewinnung. In mehreren flachen Becken werden die Algen durch automatische Rechen ständig umgewälzt. Der sogenannte Blubber sorgt dafür, dass die Spirulina-Alge gut mit Licht und Stickstoff versorgt wird. Im Wasserbecken befördert eine Pumpe das tiefgrüne Algenwasser aus dem Becken in eine Erntemaschine. Sie trennt über ein Förderband die Algen vom Wasser. Zurück bleibt eine zähe grüne Pampe, die in eine Erntewanne tropft und ein wenig aussieht wie Spinat.

Bis zu zwei Tonnen Spirulina produziert Averberg im Jahr inzwischen. Den Algenbetrieb hat er auf Bioproduktion umgestellt. Vermarktet wird vor allem online und zwar: Chips, Granulat, Pulver oder auch Nudeln. Natürlich durfte eifrig vor Ort probiert werden, und die anfängliche Skepsis gegenüber dem spinatgrünen Produkt wandelte sich schnell in gefälliges Interesse für dieses “Superfood”, und die Gruppe kaufte nahezu den kompletten vor Ort vorhandenen Produktbestand direkt auf. Schließlich wird dem alternativen Nahrungsmittel viel Gutes nachgesagt: Die Alge Spirulina enthält mehr als 60 Prozent pflanzliches Eiweiß, die Vitamine B1, B2 und B3 und Eisen. Es ist in Form von Pulver, Tabletten oder Presslingen erhältlich. Die Mikroalge soll etwa den Blutzuckerspiegel oder auch Cholesterinwerte senken, laut Bundesverbraucherzentrale ist das aber nicht bewiesen.

Der Weg zur Wirtschaftlichkeit in der Algenproduktion ist laut Auskunft von Judith Averbeck allerdings lang und steinig. Ohne die ergänzende Schweinemast, die der Hof nach wie vor betreibt, wäre der Hof nicht wirtschaftlich, sagt sie. Die Vermarktung ist nicht einfach und die Konkurrenz aus Asien macht die Lage nicht einfacher. Doch Averbecks sind voll und ganz davon überzeugt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben und bereuen ihre Entscheidung keinesfalls. 

Davon waren auch die Radlerinnen und Radler aus Sendenhorst überzeugt, die begeistert von diesen innovativen Erfahrungen den Rückweg nach Sendenhorst antraten.


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