Komfortables „Fietsen“ in Eindhoven - ADFC Münsterland

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Münsterland e. V.

Fachgruppe Radverkehr zu Besuch beim Fietsersbond Eindhoven

Fachgruppe Radverkehr zu Besuch beim Fietsersbond Eindhoven © Hans-Günter Ockenfels

Komfortables „Fietsen“ in Eindhoven

Gerne unternimmt die Fachgruppe Radverkehr Exkursionen und es wurde Zeit, dass wir uns mal wieder auf den Weg machen und uns ansehen, wie Fahrradinfrastruktur anderswo gestaltet wird.

Unsere Wahl fiel auf Eindhoven – auch weil wir im Vorfeld Kontakt zum Fietsersbond, dem niederländischen Pendant zum ADFC, aufgenommen und aus Eindhoven eine sehr nette Antwort erhalten hatten. Als wir, fünf Mitglieder der Fachgruppe plus radverkehrspolitisch interessierte Verstärkung aus Ahlen und Greven, an einem Samstag Ende September in Eindhoven aus dem Zug stiegen, erwarteten uns dort Pepijn, Peter und Timo vom Fietsersbond Eindhoven, die für uns eine längere Radtour durch die Stadt und ihre Umgebung vorbereitet hatten. Unterwegs sahen wir Radwege, Fahrradstraßen, Busspuren, Brücken, Kreuzungen und konnten uns dank oft breiter Wege bequem über das unterhalten, was uns begegnete. 

Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zum Radfahren in Münster: In Eindhoven konnten wir lange Zeit durchfahren, mussten wenig anhalten. Oftmals merkten wir gar nicht, wenn wir auf eine andere Straße wechselten, weil die Übergänge so geschmeidig gestaltet sind: Weder gibt es lange Wartezeiten an Kreuzungen noch die bei uns üblichen Bordstein-Huckel, die uns ausbremsen. Stattdessen gibt es flüssig rollenden Radverkehr auf glatten, komfortablen Wegen, auf denen das Radfahren einfach Freude bereitet. Radwege werden oftmals als Zweirichtungsradwege mit einer Breite von ca. 3,50-4,00 Metern auf einer Straßenseite geführt. Dies hat zwar zur Folge, dass man häufiger Straßen überqueren muss, was jedoch aufgrund der gelungenen und ebenen Wegeführung kein Problem darstellt. Gegenüber zwei halb so breiten einzelnen Radwegen beiderseits der Straße bietet ein breiter Radweg aber Vorteile beim Radeln mit breiteren Rädern (Lastenrädern, Dreirädern, Anhängern) und Platz zum Nebeneinanderfahren und Überholen. An Kreuzungen in der Innenstadt, etwa zwischen Straße, Radweg und Fußgängerzone, gab es ein interessantes Detail zu bestaunen: eine Säule mit zwei kleinen roten Punkten, die signalisieren sollen, dass alle, die auf diese Kreuzung zufahren oder zulaufen, aufpassen sollen. Eine charmante Lösung, finden wir! 

Einen längeren Stopp legten wir am Hovenring ein, Eindhovens Radverkehrs-Leuchtturmprojekt schlechthin. Der Hovenring ist ein über einer Kreuzung schwebender Kreisverkehr: Die untere Ebene ist reserviert für den motorisierten Verkehr, auf der oberen Ebene können Fahrradfahrende in beide Richtungen den Kreisverkehr umrunden. Da die Straßen unten rechtzeitig vor der Einfahrt in den Kreuzungsbereich abgesenkt werden, und die Rampen, auf denen man zum Hovenring hochradelt, frühzeitig beginnen, sind diese nicht zu steil; recht bequem kann man hoch und runter radeln, ohne aus der Puste zu kommen. Der Hovenring ist ein gutes Beispiel für die niederländische Art und Weise, Verkehr zu organisieren: Beschleunigt werden alle Verkehrsarten, die Konstruktion ist ja für den motorisierten Verkehr ebenso bequem wie für uns auf dem Rad. An anderer Stelle haben wir dreizehn Spuren Autobahn mit Flughafenanbindung gesehen. Ganz klar: Hier wird dem Autoverkehr viel Platz eingeräumt. Generell wird der Radverkehr in den Niederlanden oft getrennt und konfliktfrei geführt. Dies sorgt für komfortables Radeln, nicht aber für eine Verkehrswende und Klimaschutz. 

Dass dies nicht die Zukunft sein kann, sehen auch die Kollegen vom Fietsersbond so, die sich ganz klar im innerstädtischen Bereich für Mischverkehr verknüpft mit Tempo 30 ausgesprochen haben. Unser Fazit: Es war eine lohnende Exkursion mit netten Kontakten, einer entspannten Radtour und guten Diskussionen. Rote Signalpunkte, breite Wege mit glatten Oberflächen und Nullabsenkung an Übergängen wünschen wir uns auch für Münster. 

Katja Siepmann, Fachgruppe Radverkehr 

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